Herderschule / Gießen

Molekularbiologisches Schülerlabor

„Die Herderschule ist stolz auf ihr neues, an öffentlichen, allgemein bildenden Schulen in Hessen einzigartiges molekularbiologisches Schülerlabor, dass auch für die Schülerinnen und Schüler in den Schulen der Region Mittelhessen nach Anmeldung beim Science Bridge e.V. in Kassel offen steht.

Als einzige öffentliche IB-World-School in Hessen verfügt die Herderschule nach der Sanierung ihres naturwissenschaftlichen Traktes nun mit diesem Schülerlabor und 12 weiteren Schülerexperimentierräumen für den Biologie-, Chemie- und Physikunterricht über eine hervorragende Ausstattung für modernen, experimentell geprägten naturwissenschaftlichen Unterricht. Damit wird die Grundvoraussetzung für den im nächsten Schuljahr startenden bilingualen Biologiekurs im Rahmen der Vorbereitung unserer Schülerinnen und Schüler auf das internationale Abitur (IB-Diplom) erfüllt.

Als Schulleiter der Herderschule bedanke ich mich bei unserem Schulträger, der Universitätsstadt Gießen mit Herrn Stadtrat Scherer als Schuldezernenten, den ich heute bei der Eröffnung ganz herzlich begrüße, für die Einrichtung dieses Labors“, so Schulleiter Oberstudiendirektor Dieter Gath bei der Eröffnungsfeier.

Aus dem Schulalltag gerade in dem naturwissenschaftlichen Unterricht weiß ich, dass viele aus dem Unterricht bekannte wissenschaftliche Inhalte den Schülerinnen und Schülern erst dann wirklich klar werden, wenn sie diese durch die praktischen Erfahrungen im Schülerlabor selbst erforscht haben. „Learning bei Doing“ statt graue Theorie sind für den nachhaltigen Lernerfolg ganz zentrale Voraussetzungen. Hierin sind wir uns an der Herderschule mit dem Science Bridge e.V. in unseren Grundsätzen einig, daher haben wir auch gerne die Anregung von Prof. Nellen von der Abteilung Genetik der Universität Kassel und dem von ihm geleiteten Science Bridge e.V. aufgegriffen, uns im Rahmen der Sanierung unseres Gebäudes C mit den naturwissenschaftlichen Unterrichtsräumen zu bemühen, an der Herderschule ein molekularbiologisches Schülerlabor eingerichtet zu bekommen.

Dies ist uns vor allem dank der Unterstützung durch den Leiter des Schulverwaltungsamtes, Herrn Sauer, gelungen. Aber wir haben auch eigene Mittel durch die Gewinnung von Sponsoren einbringen können. Hier gilt mein Dank in ganz besonderer Weise Herrn Dr. Lust von LTi, Herrn Weber von Pfeiffer Vacuum, Herrn Prof. Bretzel und seiner Gattin, die Mittel aus Ihrer Stiftung zur Verfügung gestellt haben, der Firma Wintershall, dem Schulelternbeirat und dem Verein der Ehemaligen sowie der Firma Hund, die uns Mikroskope zur Verfügung gestellt hat. Ebenso Leica Microsystems, die es uns ermöglichte, hochwertige digitale Mikroskope günstig zu erwerben, sodass wir insgesamt Ausstattung im Wert von rund 18.000 € beisteuern konnten“, weist Gath auf die besonderen Anstrengungen auch seiner Kolleginnen und Kollegen - vor allem von Herrn Dr. Meiß - hin, der derzeit sein Referendariat an der Herderschule absolviert und als promovierter Molekularbiologe über die erforderlichen wissenschaftliche und technischen Nachweise und Erfahrungen verfügt, um das Labor leiten zu können. Ohne Herrn Dr. Meiß wäre es kaum möglich gewesen, das Labor einzurichten und zu eröffnen“, lobt Gath seinen Mitarbeiter.

Gath bittet die Schulen, sich über Science Bridge in Kassel anzumelden, denn die Herderschule möchte die Erfahrungen von Prof. Nellen und seinem Team von Science Bridge beim Betrieb mit Schulklassen nutzen.

Bereits 1996 initiierte die Abteilung Genetik der Universität Kassel das Projekt MobiLab, das eine Vernetzung von Lehrerausbildung, Lehrerfortbildung und Schulexperimenten zum Ziel hatte. Unter der Leitung von Prof. W. Nellen wurden erste Schulexperimente konzipiert und in nordhessischen Schulen durchgeführt. Seit 2002 wird das Projekt von Prof. W. Nellen und Dr. Jörg Klug (Universität Giessen) unter dem Namen „Science Bridge“ geleitet. Mit einer Gruppe von engagierten Lehramts- und Diplomstudenten führt Science Bridge nach wie vor anspruchsvolle Schulexperimente an Schulen im Raum Kassel durch, engagiert sich in der Lehrerausbildung und Lehrerfortbildung und ist an vielen anderen Projekten beteiligt.

Ziel von Science Bridge und der Herderschule mit ihrem internationalen Abitur ist es, eine Brücke zwischen Schule und Wissenschaft zu bauen, um aktuelle Forschung am Beispiel molekularbiologischer Experimente für Schülerinnen und Schüler greifbar und erfahrbar zu machen. Die Experimente sollen durch intensive Vor- und Nachbereitung im Unterricht der Schulen diesen nachhaltig verbessern, das Interesse von Schülerinnen und Schülern für die Naturwissenschaften wecken und ihnen die naturwissenschaftliche Denkweise näher bringen sowie als Entscheidungshilfe bei der Berufs- bzw. Studienwahl dienen.

„Die Schülerinnen und Schüler können sich danach mit größerer Kompetenz an aktuellen Diskussionen zur Gentechnik beteiligen und sind für die gesellschaftlichen und ethischen Aspekte dieser Thematik sensibilisiert“, so Dr. Meiß zu den überfachlichen Zielen des Schülerlabors.

Molekularbiologie spielt heute in der politischen Diskussion wie im Alltag eine große Rolle. Die Gene prägen unsere Haarfarbe, Körpergröße oder auch unsere Nasenform. Aber wie sehen sie aus, die Gene? Womit arbeiten moderne Biowissenschaftler und mit welchen Methoden forschen sie an der DNA? Der Tag im molekularbiologischen Schülerlabor trägt zur Klärung dieser ganz aktuellen Fragen bei. Unterstützt von Lehrkräften der Herderschule und der Molekularbiologin Frau Dr. Rolbetzki, die das Schülerlabor in der alltäglichen Praxis leiten wird, experimentieren die Schülerinnen und Schüler mit der DNA aus verschiedenen Organismen, um die Grundlagen der Molekularbiologie und Biotechnologie an ausgewählten Beispielen der

  • DNA-Rekombinationstechniken und Gelelektrophorese,
  • Polymerase-Kettenreaktion (PCR) sowie des genetischen Fingerabdrucks,
  • gentechnische Produktion von Pharmazeutika,
  • Grünen Gentechnik,
  • Gentherapie,
  • Forensischen DNA-Analyse und
  • Verwendung von Gendatenbanken

kennen zu lernen.

 "Die Schülerinnen und Schüler stellen ihre eigenen Versuchsansätze her und werten die Ergebnisse auch eigenständig aus. Damit wird die Basis für jede wissenschaftliche Erkenntnis vermittelt, ein ganz zentrales Anliegen des naturwissenschaftlichen Unterrichtes an der Herderschule - insbesondere der bilingualen IB-Biologiekurse“, so Dr. Meiß bei der Vorstellung der Möglichkeiten, die das neue Schülerlabor bietet.

Gleichzeitig mit der Eröffnung des molekularbiologischen Schülerlabors stellten die Naturwissenschaftler der Herderschule die neuen Schülerexperimentierräume vor und demonstrierten mit verschiedenen Schülergruppen von der NaWi-Klasse 5, über den IB-Vorbereitungskurs, bis hin zum Abitur-Chemie-Leistungskurs eindrucksvoll, was und wie an der Herderschule naturwissenschaftlicher Unterricht zukünftig inhaltlich wie methodisch gestaltet sein wird.